Pest und Krieg

Geschichte der Gilde - 5. Seite

Während der Schwarze Tod, die Pest, 1565 durch das Heilige Römische Reich wütete, leistete die Gilde ihren Dienst, indem sie Leichname wegschaffte, leer stehende Häuser bewachte und das Vieh versorgte. Letztmalig traten die schwarzen Pocken 1810 auf.

Mit Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) musste die Gilde dann wieder ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen, als im Jahre 1621 der Reitergeneral Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim[1] die Stadt erreichte und im Handstreich einnehmen wollte. Doch dieses Vorhaben war schwieriger als erwartet. Der Bürgerhauptmann der Stadt nämlich befahl den Waffen geübten Mitgliedern der Gilde die besonders gefährdeten Stadteingänge zu verteidigen. Die anderen Zünfte wurden je nach Wehrfähigkeit auf die verschiedenen Abschnitte der Burgmauer verteilt. So vereitelte die Holtener Tapferkeit die Bemühungen des Reitergenerals, indem ein Ansturm nach dem anderen abgewehrt wurde.

Reitergeneral Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim

Reitergeneral Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim

Doch so schnell gab der siegesgewohnte Reitergeneral nicht auf. Kurzerhand befahl er, die Stadt zu belagern, um so die Bevölkerung auszuhungern. Zu Pappenheim schlug sein Lager am Waldteich auf, was die Holtener Schützenbrüder zu einem gewagten Vorhaben anstachelte. In der Nacht schlichen sich die tapferen Schützen auf geheimen Wegen aus der Stadt und öffneten die Schleusen, die zur Stauung des Teichs angelegt wurden. Die ausbrechenden Wassermassen ergossen sich über das Lager des Reitergenerals, überfluteten ihre Zelte, durchnässten ihre Kleider und schwemmten ihre Ausrüstung fort. Die Belagerer räumten daraufhin fluchtartig ihre Stellungen.

Erstürmung einer Stadt (Detail eines Stichs aus dem späten 15. Jahrhundert)

Erstürmung einer Stadt
(Detail eines Stichs aus dem späten 15. Jahrhundert)

Aufgrund des gelungenen Streichs gegen die Belagerer war die Freude der Holtener groß und ihr urwüchsiger Humor veranlasste den Burghauptmann den Schützen zu befehlen, das blanke Hinterteil über die Stadtmauer zu halten. Als der Reitergeneral das Schauspiel durch seinen Feldstecher beobachtete, soll er zu seinen Soldaten gesagt haben, dass das Aushungern der Holtener keinen Zweck hätte, denn die Leute hätten noch zu dicke Backen.

Fussnoten

  1. Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (* 29. Mai 1594 in Treuchtlingen; † 17. November 1632 in Leipzig) war während des Dreißigjährigen Krieges Befehlshaber eines Reiterregimentes in Diensten des habsburgischen Kaisers. Sein nach ihm benanntes Kürassierregiment gehörte zu den bekanntesten Kavallerie-Einheiten dieses Krieges.

Reformation
Das Preußentum
Zurück zur Übersicht